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Zusätzlich gefragt: Christoph Boschan

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Christian Drastil: Ich habe mir jetzt das Interview mit meinem Kollegen Peter Heinrich angehört, da habt Ihr ja wirklich wenig ausgelassen. https://boerse-social.com/page/newsflow/christoph_boschan_der_die_welt_nach_wien_brachte_1 . Ein paar zusätzliche Fragen hab ich noch. 

Christoph Boschan: Bitte gerne.

Also das Jahr war von der Kursentwicklung super, keine Frage. Gab es was Überraschendes daran? 

Überraschend war vor allem die begleitende geringe Volatilität, die auf ein historisches Low gefallen ist. Nur, um dann noch weiter zu fallen. Das verlangt natürlich jetzt Aufmerksamkeit. Schön ist, dass der Anstieg fundamental unterlegt ist, wir profitieren wieder vom Ost-Exposure und seit langem wieder mal von höheren Wachstumsraten.  

Am 3. November war ...?

Hm, irgendwas mit der Bawag?

Indirekt, weil die Bawag zum Volume Equal Day viel beigetragen hat. Am 3. November 2017 war das Jahresend-Niveau von 2016 egalisiert.

Oh, das ist ein schöne Zahl. Wir sind letztendlich um 20 Prozent gewachsen und monatlich auf dem höchsten Stand seit 2010,  hatten etwa mehr als 7,4 Mrd. im Mai. Bis Mitte des Jahres gingen die europäischen Hauptmärkte seitwärts beim Volumen, da waren wir die einzigen, die ein siginifikantes Umsatzplus hatten, dazu gab es neue Rekorde bei den Einzelabschlüssen, wenngleich die Losgrößen durch algorithmischen Handel kleiner wurden.  Wir sind Nr. 11 in der EU, der Abstand zur zehntgrößten Börse, die ich besonders beobachte, wurde kleiner. 

Jetzt frag ich nach und tippe aufgrund des Hinweises auf Stuttgart oder Warschau ...

(lacht) Stuttgart. Wir sind an den Top 10 dran. Das ist mir wichtig, weil es die Relation zurechtrückt. Unter den 28 Member States sind wir 11., das ist doch gut. In der Selbsteinschätzung sehen sich die Österreicher doch im letzten Drittel. 

Jetzt nochmal zur Bawag: Die wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit gebracht, Privatanleger wie Medien waren ratlos.

Da haben wir unterschiedliche Ansätze, das Wort des Emittenten ist Gesetz, wir sind Dienstleister. Der Emittent wollte das so machen, im IPO-Geschäft ist zudem Diskretion das wichtigste. Ich glaube, Bawag war ein guter Showcase. 

Aus der Sicht der Bawag versteh ich es ja und ich hab mich auch über die beste 2-Tages-Serie im Handelsvolumen bei einem Titel in der ATX-Geschichte gefreut. Aber letztendlich wie ein Debut eines neuen Fussball-Teamchefs - aber die Fans und Journalisten dürfen nicht ins Stadion kommen.

Ich bin guter Dinge, dass die Bawag auch mal in Richtung Privatanleger gehen kann, es gibt ja auch Lockups und so. Die Werte vom IPO lassen jedenfalls international aufhorchen. Pirelli hatte ähnliche SIze, Market Cap und Free Float. Die Wiener Börse war in der Lage, 1/5 mehr Liquidtät bereit zu stellen. 

Bleiben wir bei Liquidität: Wie reihen sich die Retail-Broker Hello, Flatex, bankdirekt, dadat & Co. bzgl. Börse Wien Volumen? Habt Ihr das Gefühl, dass mehr Privatanleger als im Vorjahr in Wien aktiv sind?

Nicht jeder Online-Broker ist direktes Börsenmitglied in Wien, das lässt sich für uns also schwer messen. Für uns ist entscheidend, dass jeder Online-Broker Aufträge an die Wiener Börse leiten kann - was der Fall ist. Studien zeigen, dass viele Österreicher ihr Vermögen am Sparbuch aushungern lassen, statt von der Entwicklung der Unternehmen zu profitieren. Der ATX brachte langfristig immerhin rund 7 Prozent Rendite jährlich. Die Wiener Börse hat ihr Handels- und Informationsangebot für private Anleger ausgeweitet, um einen zusätzlichen Anreiz zu bieten. Der Kurszettel und auch die Kursinfos auf der Website wurden internationaler. Zusätzlich gibt’s zu österreichischen Aktien direkte Infos von Vorständen im Börsenradio und auf youtube. 

Bei den Structured Products gibt es ein Plus, bei den Bonds ein Minus im Volumen, beide liegen schon unter dem global market und gewaltig unter dem ATXPrime. 

Die Dominanz der Cash Equities ist richtig beschrieben, sie zeichnen das Bild einer typischen Nationalbörse, an der die heimische Industrie und Finanz notiert, wir sind ein vollwertiger Erstlistingplatz. Die Märkte, die auf Bonds und Strukturierte spezialisiert sind, denen fehlt das, da wurde die Nische gesucht und gefunden. Da wurde ein kompetitives Umfeld geschaffen. Die Diversifizierung der Ertragsquellen ist ein Kernelement für uns.  Zweitlistings war das Thema. 

Die Trophy-Geschichte ist da zweifellos RHI Magnesita.

Man darf nicht vergessen: Wir hätten für die RHI kein Angebot gehabt, hätten wir den global market nicht. Wir halten gegen London 40 Prozent der Umsätze. Wir haben hier das Preisbildungsmodell aus dem ATXPrime übertragen, da macht die RCB - Willi Celeda setzt sich da, wie auch bei den neuen Russland-Aktien sehr ein - quasi den Specialist und wir haben ein tolles Buch. Da können wir gegen die größere Börse bestehen. Die RHI handelt genauso stark wie früher bei uns, insgesamt gibt es natürlich mehr Volumen. Für den Österreicher ist das gut, wenn er das zu den Inlandskonditionen machen kann. Es brauchte dazu Commitment der Börse, vom Market Maker und natürlich auch vom Emittenten selbst.

ETFs habt Ihr auch neu, da höre ich noch nicht viel.

Anders als der global market ist das noch kein Selbstläufer, da müssen wir in Österreich Education betreiben, das ist ein internationaler Megatrend.

ATX-Futures in Wien gibts ja schon länger nicht mehr. Man findet an der Eurex Quartals-Futures. Braucht ein liquider werdender Markt nicht auch einen lokalen Futures Markt?

Der Terminmarkt wurde gerade erst geschlossen, ich bin lizensierter Eurex Händler, war Euwax Vorstand, ja es tut mir leid, dass wir das nicht einbauen konnten. Immer das gleiche: Wenn man den local bias aufgibt, ist es das Aus für den jeweiligen Markt. Das ist ja nicht nur ein österreichisches Phänomen. Wir hatten mal das Phänomen, dass alle ein Nasdaq-Listing wollten, das ist wieder vorbei. Da wurden schnell die Existenzfragen für nationale Börsen gestellt. 

Ist 2018 eine ÖTOB neu ein Thema?

Derzeit nicht, aber sag niemals nie. 

Zum Jahreswechsel gibt es oft Gebührenerhöhungen. Was wird an der Wiener Börse teurer? 

Bezüglich der Börsen-Gebühren bleibt im Wesentlichen alles beim Alten. Unser Ansatz: Als Marktführer können und wollen wir auch weiterhin die beste Handelsqualität bieten. Alle Kunden, die auf die besten Preise setzen, werden weiterhin von unserem Angebot überzeugt sein.

Ich glaube, dass „Open (Börse)Data“ mit begleitendem Hackathon das Thema Börse in neue Kreise bringen könnte. Ist sowas geplant oder widerstrebt das dem Geschäftsmodell?

Für wissenschaftliche Forschungszwecke stellen wir auch heute bereits unsere Daten frei zur Verfügung. Im Bereich Data Analytics wird sich sicher einiges tun in den nächsten Jahren, wir haben das Thema auf unserer Agenda. Für den geschäftsorientierten Einsatz sind Börsendaten – nicht nur in Wien – kostenpflichtig. Wir bieten allerdings auch Privaten einen sehr günstigen Zugang zu unseren Live-Kursen, einerseits verzögert gratis auf unserer Website und in Real-Time über eine einfache Online-Login-Funktion.

Abschließend: Den Hall-of-Fame-Stern für den Wiener Kapitalmarkt möchte ich auch gleich übergeben. Noch nie zuvor wurde jemand nach so kurzer Schaffensphase vor Ort aufgenommen. Aber der Name Christoph Boschan ist 2017 am häufigsten gefallen ...

Das freut mich sehr und nehme ich gerne entgegen. Es hatte bereits gut ausgesehen von der Ausgangssituation im Spätsommer 2016 her, die spielentscheidende Komponente ist aber das Team, auf das man trifft. Und hier an der Wiener Börse gibts halt ein tolles Team, das mitgestaltet hat und die richtige Motivitation und Umsetzungskraft hat. Um was den Markt betrifft: Historisch gesehen ist es eine einmalige Kombination aus Marktumfeld und politischem Momentum sowie einer öffentlich sich langsam, aber doch zum Besseren drehenden Meinung. 

Interview: Christian Drastil, Börse Social Network

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(Dezember 2017)





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