16.06.2018, 6848 Zeichen
Andreas Kern" data-udi="umb://media/6dc0a03189d846a88cd0b6381a4e183f" />
Das Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un war eine hollywoodreife und einigermaßen skurrile Inszenierung. Sogar einen Kurzfilm im Blockbuster-Stil ließ das Weiße Haus für den nordkoreanischen Diktator produzieren. Auch wenn das Ergebnis bislang vor allem in Absichtserklärungen besteht, man ist im Gespräch – und das darf angesichts der Vorgeschichte schon als Erfolg bewertet werden. Die Börsen gingen dennoch schnell zur Tagesordnung über. Schließlich standen in der „Woche der Notenbanken“ Sitzungen von Fed, EZB und Bank of Japan an. Wie erwartet stellte der neue Fed-Chef Jerome Powell für das restliche Jahr nun zwei statt nur einer weiteren Zinsanhebung in Aussicht. Das sorgte in einer ersten Reaktion für Druck auf die Indizes, wenngleich in eher homöopathischen Dosen. Dagegen bleibt die EZB für mindestens ein weiteres Jahr bei ihrer Nullzinspolitik. Auslaufen soll aber das milliardenschwere Anleihekaufprogramm – wobei EZB-Chef Draghi mit dem Jahresende 2018 erstmals ein konkretes Datum nannte.
Das große Fressen
Währenddessen genehmigte ein US-Bundesgericht die Übernahme von Time Warner durch den Telekomkonzern AT&T und das sogar ohne jegliche Auflagen. Für US-Präsident Trump ist das eine Niederlage, schließlich hatte sein Justizministerium gegen den Deal geklagt, weil man Nachteile für Kunden und Konkurrenten befürchtete. Eine gewisse Aversion gegen die Time-Warner-Tochter CNN („Fake News“) mag bei der Klage ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Obwohl Übernahmen dieser Größenordnung eine Seltenheit sind, ist dennoch eine zunehmend rege M&A-Tätigkeit zu beobachten. Viele Unternehmen sitzen auf hohen Geldbeträgen und suchen schlicht nach sinnvollen Anlagemöglichkeiten. Da bietet sich der Kauf von Technologie, starken Marken und/oder Marktzugängen geradezu an. Gut aufgestellte Unternehmen können daher aktuell entsprechend leicht in das Visier der „Großen“ geraten.
Auf Schatzsuche im „Valley“
Nach solchen Unternehmen hält auch Wilhelm Reuss („wayne7“) in seinem wikifolio „Börse Online Silicon Valley“ Ausschau. Dabei kombiniert er in der Auswahl seiner Depotwerte fundamentale Kennzahlen mit einer interessanten Equity Story und (chart-)technischen Faktoren. Die Unternehmen sollten mit neuen, innovativen Produkten oder Dienstleistungen überzeugen und einen möglichst positiven Newsflow aufweisen.
Diese Strategie erwies sich bislang als äußerst erfolgreich: Seit Auflegung des wikifolios im Januar 2015 bringt es Reuss auf eine Performance von knapp +146% und das bei einer im Vergleich zum Gesamtmarkt geringeren Volatilität. Allerdings ist Reuss’ Anlageuniversum nicht allein auf Nebenwerte oder Deutschland beschränkt. So fanden auch Unternehmen wie die norwegische Tomra Systems und Big Caps wie BASF und Infineon den Weg in sein wikifolio. Zuletzt kaufte er sich beim TecDAX-Titel S+T ein. Dort besteht aufgrund der engen Beziehung zum chinesischen Foxconn-Konzern schon länger eine gewisse Übernahmefantasie. Foxconn selbst hält über eine Tochter bereits mehr als 22% an dem österreichischen Tech-Konzern.
Umworben und begehrt
Unternehmen, die womöglich auf der Einkaufsliste eines Konkurrenten stehen, finden sich auch im wikifolio „Value Deutschland stetig“ von Lars Gappenberger („patheus“). Im Mai kaufte dieser letztmals Aktien des hessischen Technologiekonzerns Pfeiffer Vacuum, an dem die Busch-Gruppe großes Interesse bekundet. Da seinerzeit aber nur wenige Aktionäre bereit waren, sich für den von Busch gebotenen Preis von ihren Anteilen zu trennen, erwarb das badische Familienunternehmen Pfeiffer Vacuum-Papiere über die Börse – zu deutlich höheren Kursen.
Übernahmespekulationen begleiten auch den IT-Dienstleister Cancom, aktuell die zweitgrößte Position des wikifolios. Gappenberger investiert schwerpunktmäßig in deutsche Aktien mit einem mittel- bis langfristigen Anlagehorizont. Bei der Auswahl der Einzelwerte steht die fundamentale Lage der Unternehmen im Mittelpunkt. Solide Bilanzen, ein verlässliches Wachstum und, falls möglich, eine attraktive Dividende sind für ihn wesentliche Kriterien für einen Kauf. Eine Performance von +26% in den letzten zwölf Monaten stellt die Entwicklung von MDAX (+6%) und SDAX (+13%) klar in den Schatten. Seit dem Start im Juni 2015, also vor genau 3 Jahren, erwirtschaftete Gappenberger eine kumulierte Rendite von +124%.
Den Hidden Champions auf der Spur
Alexander Hoth („Trendhamster“) macht sich in seinem wikifolio „Small Caps on Stereoids“ auf die Suche nach aussichtsreichen Nebenwerten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sein Auswahlprozess ist entlang des Themas „Growth“ ausgerichtet. Entsprechend bestimmen High-Tech-Maschinenbauer (Isra Vision, Basler) und Software-/IT-Spezialisten (Fabasoft, Norcom, Secunet) derzeit die Depotstruktur.
Allerdings orientiert sich Hoth nicht ausschließlich am Wachstum der Unternehmen. Ebenso wichtig ist ihm eine starke Marktposition mit ausreichend Preissetzungsmacht. Solche „Hidden Champions“ sind gerade bei ausländischen Investoren gefragt, und Hoth ist es gelungen, bei solchen Erfolgsgeschichten schon früh mit von der Partie zu sein. Mit einer Performance von +170% seit Auflegung im Sommer 2012 und knapp +20% im vergangenen Jahr übertraf sein wikifolio den als Benchmark herangezogenen SDAX ebenfalls deutlich. Aktuell zeigen übrigens alle drei Trader eine gewisse Vorsicht gegenüber den Märkten, wie an den Cash-Quoten der wikifolios abzulesen ist: Sie liegen zwischen 8,7% („Small Caps on Stereoids“) und über 33% („Value Deutschland Stetig“).
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
Nach der „Woche der Notenbanken“ kehrt von dieser Seite nun wieder etwas Ruhe ein. Nachzügler ist die Bank of England, deren Zinsentscheidung am kommenden Donnerstag (21.6.) bekannt gegeben wird. Hier rechnen Beobachter jedoch nicht mit einem Zinsschritt. Ebenfalls am Donnerstag trifft sich die Eurogruppe in Brüssel. Dort wird sicher auch wieder Italien ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Beim OPEC-Treffen in Wien am 22. Juni beraten die Vertreter der Mitgliedsstaaten zusammen mit wichtigen Ölproduzenten wie Russland über die weitere Entwicklung der Fördermengen. Interessanterweise hatte Russland seine Tagesproduktion zuletzt auf über elf Millionen Barrel ausgeweitet.
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