Trauerjahr (Christoph Sander)
Lange schon gibt es die nachfolgenden Zeilen als Entwurf. Etliches wurde überarbeitet, einige gestrichen – heute vieles zusammengeführt, um es einigermaßen lesbar zu machen. Die Veröffentlichung stand oft kurz bevor, wurde aber stets aus sich veränderten Gemütszuständen nicht vollzugen. Heute, am letzten Sonntag meines bald abgelaufenen 32. Lebensjahres habe ich mich final dazu entschlossen.
Wer mich gut kennt – oder als es hier noch mehr zu Lesen gab in vorangegangen Jahren – weiß, dass die Veröffentlichungen hier für mich keinesfalls die Selbstinszinierung oder jene meiner Leistungen zum Zweck hatten. Ich liebe es zu Schreiben – auch wenn mittlerweile oft Zeit (und Anlass) fehlen.
Gleich ob aus purer Freunde oder tiefster Trauer und Enttäuschung versuch(t)e ich stets, ehrlich zu reflektieren und meine kleine Leserschaft an meinem Sportlerleben teil haben zu lassen. Mir war Ehrlichkeit und Authenzität bei meinen Beiträgen immer wichtig – weswegen nicht nur die schönsten Seiten des Leistungssports, sondern eben auch die bittersten Niederlagen von mir Erwähung fanden und finden. Schließlich bin ich ganz bei Lord Seb Coe: „There is a truth to sport, a purity, a drama, an intensity […] in all Olympic sport, there is all that matters in life“.
Mein nun bald endendes Lebensjahr hatte einige persönliche Höhen, aber in erster Linie vor allem sehr viele Tiefen. An die Tatsache, dass ich an meinem Geburtstag in den letzten Jahren eher selten sportlich aktiv sein konnte, habe ich mich beinahe gewöhnt. Die fast vier Monate ohne Laufschritt waren dann aber doch eine Art Neuland für mich, welches ich gerne als weißen Flecken auf meiner Landkarte belassen hätte.
Zumal ich in dieser Zeit letzten Herbst gleich mit zwei Mal mit einer Trennung umgehen musste, wobei gerade jene von meiner verstorbenen Großtante unvorhersehbare Spuren hinterlassen hatte. Niemals zuvor in meinem Leben hat mich der Tod eines geliebten Menschen so mitgenommen. Alleine der Gedanke an die Zeit treibt mir Tränen in die Augen…
An vielen Tagen wusste ich nicht wohin mit der Trauer. Je nach Verfassung stürzte ich mich in die Arbeit, suchte Ablenkung mit Freunden und Familie, feiern; nur eines ging nicht, was mich oftmals in schweren Phasen meines Lebens gerettet hat: davon laufen.
Tante Mine hat glaube ich nie verstanden, warum ich laufe. Warum ich so viel Zeit ins Training stecke, wenn ich dann – 70 Jahre jünger als sie – genau so „hatsche“ oder schwer vom Sessel hochkomme. Wofür das alles ist. Die ganze Zeit und all die Entbehrungen.
Aber wie es bei geliebten Menschen ist – sie unterstützen einen eben, gleich was sie davon halten. Weil man tief in sich drinnen spürt, dass diese Sache, deren Sinn sich einem selbst nicht ergibt, dem Gegenüber wichtig ist.
Meine Großtante war definitiv eine meiner größten Förderinnen und auf ihre Art und Weise auch eine einzigartige Stütze in meinem Leben.
Es gab so viele Situationen, wo ich früher Ablenkung im Sport, im Laufen gefunden hätte. Doch es sollte damals nicht sein. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt im Herbst so gut wie alles verloren, was mir wichtig war im Leben.
Ob des dennoch sehr hektischen Alltags mit Scholarbook, Vereinsarbeit etc. wollte ich dann wenigstens die Erinnerung an Tante Mine nicht auch noch verlieren…
Auf meinen ersten zaghaften Laufversuchen Mitte November wurde ich dann wie schon die Tage seit der Beerdigung von ihr begleitet. Ein Trauerflor am linken Oberarm half mir für in Summe 102 Tage – ein Tag für jedes ihrer Lebensjahre – dass die Erinnerung nicht so schnell verblassen und ich gleichzeitig meine Mine bei mir haben würde.
Urplötzlich ging es wieder läufersich ein wenig bergauf und von Ende Dezember bis Anfang Februar, just 102 Tage nach der Beisetzung, konnte ich wieder davon laufen.
Ich ließ den Trauerflor fortan bis zu meinem x-ten Comeback im Rahmen von Laufen Hilft bei mir. Ich erhoffte mir wohl unterbewusst, dass mir die Erinnerung und enge Bindung hilft…
Ab Laufen Hilft kamen dieselben Beschwerden jedoch wieder, die mich auch jetzt noch, bald 5 Monate später nicht mehr davon laufen lassen.
Sehr oft habe ich in den vergangen Wochen, Monaten und in meinem Trauerjahr darüber nachgedacht, das Laufen ein für alle Mal sein zu lassen. Abstand davon zu nehmen.
Hie und da rutschen mir auch schon Phrasen wie „ich habe selbst 15 Jahre Leistungssport gemacht“ oder „ich war einmal Hindernisläufer“ hinaus. So, als ob ich längst mit dem Sport abgeschlossen habe…
Tief in mir drinnen spüre ich aber, dass ich es noch nicht habe.
Ich sehe die Trainingsgruppe meines Vaters und wünschte mir nichts mehr, als mit den Jungs über die Bahn oder Hauptallee zu fliegen.
Ich stehe als Meetingdirektor der Mid Summer Track Night im Infield beim 5.000er, brülle mir die Seele aus dem Leib und wünsche mir, wieder in einem solchen Rennen zu stecken.
Ich hoffe instädnig, dass die anstehenden Arztvisiten in den kommenden beiden Wochen endlich einen Lösungsansatz für meine Probleme mit sich bringen, und ich dann ein möglicherweise letztes Comeback angehen darf.
Das Jahr der Trauer um ein erneut sehr laufarmes Lebensjahr ist in ein paar Tagen dann hoffentlich Geschichte. Ebenso wird es jenes ob meiner geliebten Mine sein…
Und sobald dann wirklich beides zu Ende gegangen ist, wünsche ich mir nichts mehr, als mit ihr gemeinsam über die Feldwege und Straßen zu laufen. Auch wenn es an diesem Tag X in der Zukunft nicht mehr nur für Mine keinen rationalen Grund mehr gäne, warum ich mir das alles noch antue. Warum ich wieder und wieder mit dem Laufen beginne. Ich davon nicht loskomme. Nicht loslassen will. Nicht loslassen kann…
Im Original hier erschienen: Trauerjahr
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